ATV Test CForce 450 S EFI 4×4 One

Minimalanspruch – komplett

Wer ein einfaches und sehr günstiges dafür aber voll ausgestattetes ATV sucht sollte sich die CF Moto CForce 450 4×4 S One probefahren.
Dieses ATV ist mit zuschaltbaren Allradantrieb, sperrbaren Differentialen vorne und hinten, Untersetzung, serienmäßiger Seilwinde und Anhängerkupplung ausgestattet.

 

Ein ATV soll es sein – mit Allradantrieb. Man will schließlich auch mal damit ins Gelände. Natürlich soll der Kostenrahmen überschaubar sein. Kann dem Suchenden geholfen werden? Wir haben uns dazu die CForce 450 S EFI 4×4 One angeschaut.

Einsteiger haben es besonders schwer, sich in der großen Angebotsvielfalt des ATV-Marktes zurecht zu finden. Die Schere der Anschaffungskosten geht obendrein weit auseinander. Und dann bietet man bei CF-Moto ein ATV mit Allradantrieb, Differentialsperre, Untersetzungsgetriebe und Einzelradaufhängung an. Das Ganze zu einem Preis von knapp 5.300 Euro. Kann das was sein? Im Fürsten Forest bei Osnabrück haben wir dem Einsteigermodell von CF-Moto ein wenig auf den Zahn gefühlt. Die Ergebnisse der ersten Fahrversuche haben auch uns überrascht.

Es ist seit langem in der ATV-Szene nichts mehr anrüchiges wenn Hersteller bei Modellbezeichnungen zahlentechnisch etwas über das Ziel hinausschießen. Dort wo 450 draufsteht muss zwangsläufig nicht 450 drin sein. Nicht anders verhält es sich beim blauen Testkandidat CForce 450 S EFI 4×4 One. Die 450er ist eigentlich eine 400er. Der Einzylinder stampft in der neuen L7e-B1 EU-Fahrzeugklasse (L7e-B1: Gelände-Quad bei größer/gleich 180mm Bodenfreiheit, bis max 90km/h, keine Leistungsbeschränkung, zuschaltbares Differential an der Hinterachse für alle L-Fahrzeugklassen) ganze 19 kW, das sind fast 26 PS, aus 400 Kubik Hubraum. Da sollte was gehen. Als Verbrauch gibt der Importeur, die KSR-Group 9 Liter auf 100 km Wegstrecke an. Das konnten wir aufgrund der Testumstände jedoch nicht überprüfen.

Im Sandkasten

Unsere ersten Runden drehen wir auf einem abgesteckten Parcours. Der Untergrund: Sand. Und der schluckt viel Leistung. Das im fahrbereiten Zustand 345 kg schwere ATV, tut sich, wen wundert es,daher recht schwer, um auf Geschwindigkeit zu kommen. Ist es dann in Schwung geht es für die Motorgröße mit der Note befriedigend voran. Bei Zwischenstopps für die Fotos fällt die für unser Empfinden etwas über dem Durchschnitt liegende Geruchsentwicklung des Antriebsriemens wie die Wärmeentwicklung an der Kunststoffverkleidung in der Nähe des Endrohrs auf. Die auf den Bildern gezeigte Anhängerkupplung und Seilwinde vorne am ATV gehören zur Serienausstattung.

Die Federung, die ist als Einzelradfederung ausgelegt, fühlt sich ein wenig bockig und steif an. Die Reifen könnten ein wenig griffiger im Sand für unseren Geschmack sein. Auch beim Lenkeinschlag wünschen wir uns ein Plus zugunsten von engen Kurven oder Wendemanövern. Dafür gibt es eine schmalere aber nicht unkomfortable Sitzbank die einen sportlicheren Ritt sehr gut zulässt. Für den möglichen Zwei-Personeneinsatz wird es hier aber eng. Gleiches gilt für den Fußrasten-Raum.

Die CForce 450 S EFI 4×4 One ist als Gelände-Quad nach der neuen EU-Fahrzeugklasse L7e-B1 zugelassen. Hierbei ist ein offenes Differential vorne hinten in der jeweiligen Achse gefordert. Für den Geländeeinsatz ist das natürlich wenig sinnvoll. Daher ist das verbaute Differential an der Hinterachse per Knopfdruck gerade für diesen Einsatz sperrbar. Doch auch offen kommen wir in dem Sand erstaunlich gut voran. Das hätten wir so beim ersten Test der Cforce 450 nicht erwartet.

Am hinteren Differential ist gut der das schwarze Stellmotorgehäuse mit Kabeln zu erkennen. Über einen blauen Stellknopf am Lenker wird das Differential gesperrt oder entsperrt. Beides muss im völligen Stillstand des ATVs erfolgen.

Mit gesperrtem Differential hinten geht es dann aber auf den folgenden Testrunden doch spürbar besser in dem weichen Untergrund vorwärts.
Das Differential der Vorderachse lässt sich, ist der Allradantrieb eingeschaltet, ebenfalls per Knopfdruck sperren. Die jetzt geforderten Lenkkräfte sind allerdings enorm. Eine Servolenkung gibt es nicht und so müssen die guten alten Muskeln zu 100% die schwere Lenkarbeit übernehmen. Ein Zuschalten empfiehlt sich also nur für die wenigen Augenblicke bei denen die Sperre wirklich gebraucht wird.
Am „Sprunghügel“ wollen wir ein bisschen abheben und die Federung gänzlich austesten. Doch die CForce kommt nicht genug auf Touren, um mit allen vier Rädern abzuheben. Die beiden vorderen landen nach den kleinen Hüpfern, die möglich waren, mit wenig Komfort. Erneut macht sich das Gewicht des ATVs bemerkbar.

Auf festem Untergrund

Wir pilotieren die Testkandidatin Richtung betonierter Panzerplattenstraße. Schon auf den ersten Metern sind wir erneut überrascht. Hat sich die 450er im Sand noch ein wenig über die Bahn gequält zeigt sie auf festem Untergrund ein ganz anderes Temperament. Die Masse muss zwar auch hier mit etwas Anlauf in Bewegung gebracht werden doch ist die 20 km/h Marke geknackt zieht der Einzylinder recht flott nach vorne. Fahrspaß ist garantiert. Die Bremsen könnten einen Tick bissiger sein.

Wir sind nach der Sandkastenfahrt überrascht wie flott dieses ATV auf festem Untergrund unterwegs ist. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 90 km/h.

Und wie sieht es bei Kurvenfahrt aus? Schließlich ist die Forderung bei der Fahrzeugklasse L7e-B1 mit offenem Differential unterwegs zu sein vor dem Hintergrund der Fahrsicherheit mit in die Zulassungsvorgaben eingeflossen. Wir sind bei dem Ergebnis zwiegespalten. Geht es flotter um die Ecke neigt sich das ATV nach außen. Das kurveninnere Rad verliert durch das Anheben mehr und mehr den Grip auf der Straße und beginnt durchzudrehen. Der Reifen radiert schlussendlich hemmungslos über den Asphalt. Der Vorwärtstrieb des ATVs bricht gleichzeitig immer stärker zusammen. Die Vorwärtsfahrt resultiert in diesem Augenblick nur noch aus dem vorhergehenden Schwung. Selbst mit starker Körpergewichtsverlagerung lässt sich das Resultat nicht großartig verbessern. Insgesamt fühlt sich das ATV aber sehr leicht manövrierbar bei jeglicher Kurvenfahrt an. Kein Wunder. Alle vier Räder, vor allem die beiden an der Hinterachse, laufen frei.

Bei schnellen und eng gefahrenen Kurven dreht schnell ein Rad durch, wenn mit dem offenen Differential gefahren wird.

Wir schalten das Differential hinten (nur im Stand!) zu. Die nächste Kurven bringt sofort das Aha-Erlebnis. Mit ordentlich Grip auf beiden Rädern zirkelt die CForce jetzt wie gewohnt um die Kehre – natürlich sind die aufzubringenden Lenkkräfte, um das ATV auf Kurs zu halten, größer. Das wollen wir hier nicht verheimlichen.

Es gibt also ein Pro und Contra bei der Verwendung eines offen Differenzials an der Hinterachse. Das ATV rollt locker leicht bei Kurvenfahrten durchs Terrain. Aber eben auch mit dem Nachteil, das wenn man es etwas zackiger haben will, eines der Antriebsräder den mehr und mehr durchdreht ohne Vorwärtsantrieb auf die Straße umzusetzen. Wie gesagt, wird bleiben bei dem Ergebnis zwiegespalten.
Der Sitzkomfort wie die Sitzergonomie geht bei diesem ATV für uns in Ordnung. Der Lenker lässt sich durch Verstellen weiter nach vorne oder hinten dem persönlichen Geschmack anpassen. Gepäckträger vorne und hinten lassen eine Zuladung von ca.100 kg zu.

Fazit:
Wenn es bei der ATV-Erstanschaffung einfach, übersichtlich und zweckmäßig sein soll gehört die CForce 450 EFI S 4×4 One definitiv auf die Liste der Probefahrten. Nicht nur wegen eines günstigen Einsteigerpreises, sondern auch wegen der vollständigen Ausstattung. Zuschaltbarer Allradantrieb, Differentialsperren vorne und hinten, 90 km/h V-max (ein vergleichbares 400 Kubik ATV mit LOF-Zulassung läuft kaum schneller) und eine EU-konforme Zulassung. Dazu kommt noch das gefällige Design mit überschaubaren Dimensionen. Beim Zweipersoneneinsatz wird es etwas eng.